Die Fête de la Musique 2023 in Berlin hatte wieder ein gigantisches Programm, mehr als 600 Veranstaltungen auf mehr als 200 Bühnen, allein für Friedrichshain-Kreuzberg den diesjährigen Partnerbezirk des musikalischen Sommeranfangs wies der Kalender 99 Angebote aus. Die Medien kündigten spektakulär viele Highlights an, der Focus richtete sich dabei mehr auf die City und weniger auf die idyllischen Nachbarschaften unserer Stadt.
Dabei entwickeln sich genau da am vermeintlichen „Rand“ Spielorte zu Geheimtipps für die kürzeste Nacht des Jahres, wenn der Sommer mit Musik und Beisammensein begrüßt wird. Das Freizeithaus am Balzerplatz in Biesdorf mit seinem großen Garten ist ein solcher Ort, wo sich zur Fête de la Musique die Nachbarschaft, Jung und Alt mit Kind und Kegel, wie es so schön heißt, zum Zusammensein bei handgemachter Musik einfindet.
In diesem Jahr gab es programmatisch eine wohltuende Rückbesinnung auf die Tradition aus dem Paris der 80er Jahre, dass Musiker ihre Gäste aus Spaß an der Freude umsonst und draußen unterhalten. Und atmosphärisch war zu spüren, dass sie sich kennen, die Musiker aus dem Freizeithaus und die Nachbarn aus der Siedlung.
Wie schon im vergangenen Jahr eröffneten „Ever Grün“, angekündigt mit – Jazz, Folk, Pop – den langen Nachmittag mit Hits der 50er bis 90er Jahre. Der Reigen reichte von Dream A Little Dream of Me, Sunny, Smooth Operator, All That She Wants bis Baker Street, und das auch dank eines beeindruckenden Saxophons. Zugabe und Höhepunkt und vom Publikum wieder begeistert gefeiert war der Chattanooga Choo Choo, als Kötzschenbroda Express auf Sächsisch präsentiert.
Es folgte mit „Van Balzer“ eine Präsentation von Nachwuchs aus der Musikarbeit des Hauses, die im Garten begeistert begrüßt wurde. Die acts sind bekannt, nicht zuletzt aus den regelmäßigen Jam Sessions im Freizeithaus, die auch nur zum Zuhören einladen.
„Van Balzer“ startete im ersten Programmteil bluesig-rockig, ein junger Gitarrist zeigte sein können mit Covers wie mit Eigenem und keiner hätte was dagegen gehabt, wenn Hey Joe wie angekündigt mindestens 37 Minuten gespielt worden wäre, aber auch eine kürzere Darbietung dafür mit Gitarrenspiel auf der Schulter provozierte Szenenapplaus. Im zweiten Programmteil gehörte die Bühne einer jungen Sängerin, der mit ihrer Stimme sicher eine erfolgreiche Zukunft gehört. Sie unterhielt mit Soul und Pop Covers wie Billie Jean oder Stand by Me und wurde für Hit The Road Jack als Zugabe gefeiert.
Anschließend spielte eine vierköpfige Band aus Königs Wusterhausen, die sich selbst als Powerpop definieren. „Susanne Heiselein“, in deren Reihen es aber keine Susanne gibt, sind Dank der Jamsessions keine Unbekannten am Balzerplatz. Sie spielen eigene Songs mit Texten voll Ironie und Wortwitz zu tagesaktuellen und allgemein berührenden Themen, wie eben auch in ihrem Lied über Susanne Heiselein.
Der lange Nachmittag vor der kurzen Nacht endete laut und rockig mit Heavy Metal von Dying Icarus, die Nachbarschaft feierte diese Band ausgelassen auch als es schon dunkel wurde.
Die Fête de la Musique am Balzerplatz ist Dank des Teams des Freizeithauses, das nicht nur viele Stunden Bratwurst und Getränke verkaufte und für einen reibungslosen Ablauf sorgte, eine wunderbare Party für die Nachbarschaft aus Biesdorf-Süd und sollte schon wegen dieser einmaligen Atmosphäre noch lange Geheimtipp bleiben.