Ein offener Diskussionsabend zur Thematik „Inflation und Krisen” (Kostensteigerungen, Mietpreissteigerungen, Energiekrise) fand am 28.November auf Einladung der AWO-Abteilung Friedrichshain im Bayouma Haus statt.
Der Abteilungsvorsitzende Robert Schwind konnte dazu auf dem Podium viel Kompetenz aus Politik, Verwaltung und Praxis sozialer Arbeit begrüßen
- Oliver Nöll, stv. Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Arbeit, Bürgerdienste und Soziales in Friedrichshain-Kreuzberg
- Anita Leese-Hehmke, stv. Geschäftsführerin des Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg
- Susanne Wilkening, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung der AWO Spree-Wuhle
Mehr als 30 Gäste waren der Einladung zur gemeinsamen Diskussion zu individueller Betroffenheit von Kostensteigerungen, zu Hilfsangeboten, Ansprechpartner*innen und politischen Lösungsansätzen gefolgt.
Eingangs stellte Bezirksstadtrat Nöll die bezirkliche Initiative „Gemeinsam durch den Winter“ im Rahmen der Senatsinitiative „Netzwerk der Wärme“ vor. Soziale und kulturelle Einrichtungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen, Stadtteil- und Familienzentren, Beratungsstellen sowie Fachämter und Beauftragte der Bezirksverwaltung organisieren gemeinsam Unterstützungsangebote für die Nachbarschaft. Es wird nach jetzigem Stand 14 Wärmepunkte im Bezirk geben, wo man sich nicht nur aufhalten kann, sondern an Angeboten der Einrichtungen teilnehmen kann und auch ein warmes Essen erhält. Gleichzeitig wird es dort eine Verweisberatung in andere Hilfsangebote geben.
Um den Weg zu Wärmepunkten und Hilfsangeboten zu weisen, plant der Bezirk sowohl eine Internetseite als auch eine Hotline des Sozialamts.
Schon heute sind die Beratungsangebote stark nachgefragt.
Anita Leese-Hehmke stellte die Unterstützungsleistungen des Jobcenters vor, das im Rahmen der Leistungsorganisation für die Kosten der Unterkunft Miete und Heizkosten übernimmt und auch die Übernahme hoher Nachzahlungen für Haushalte, die sonst keine Leistungsbezieher sind, auf Antrag prüft. Für hohe Stromkosten empfahl sie den Caritas Stromsparcheck zur Vermeidung eines hohen Stromverbrauchs und empfahl eine Lösung der Nachzahlungen ggf. über ein Darlehen des Jobcenters bzw. eine Ratenvereinbarung mit dem Stromlieferanten.
Aus Sicht der Schuldner- und Insolvenzberatung der AWO im Bezirk schätzte Susanne Wilkening ein, dass aktuell noch (!) keine Welle der Probleme wahrnehmbar sei, sie erwartet aber, dass dieses sich Anfang des neuen Jahres schnell ändern werde, da dann Stromlieferanten Preiserhöhungen vornehmen werden und Vermieter sehr schnell ihre hohen Betriebskosten aus diesem Jahr an die Mieter weiterreichen werden.
Auch sie empfahl zum Abdämpfen der Kostensteigerungen eine Verbrauchsreduzierung mittels Caritas Stromsparcheck und stellte die Internetseite energie-hilfe.org vor, die Möglichkeiten, sich die Heiz- und Betriebskosten erstatten zu lassen und wer berechtigt ist und was man sich erstatten lassen kann, aufbereitet hat.
Sie plädierte für eine enges Zusammengehen von Politik, Verwaltung und Beratungsangeboten im Bezirk, um schnell und unkompliziert helfen zu können.
Im Anschluss gab es einen ganz praktischen Austausch zwischen Podium und Gästen mit Nachfragen aber auch Vorschlägen aus dem Publikum. So wurde zum Beispiel vorgeschlagen, wenn es den einen Härtefallfonds in Berlin ab 2023 gibt, zu prüfen, diesen auch für die Anschaffung neuer energieeffizienter Haushaltsgeräte einzusetzen, da gerade die einkommensschwachen Haushalte oft veraltete Geräte haben.
Zum Abschluss der Runde griff Robert Schwind den Appell des Sozialstadtrats auf, dass alle in dieser Zeit einen Blick auf den Nachbarn oder die Nachbarin haben sollten, damit niemand einsam und ohne Hilfe bleibt und alle waren sich einig, dass ein solcher Austausch wohl wiederholt werden sollte, wie Susanne Wilkening vorschlug, nämlich dann, wenn im Alltag die Hilfebedarfe ganz praktisch drängen.