Am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, fand im Rahmen des von der „Aktion Mensch“ geförderten Projekts „Vielfalt durch Begegnung erlebbar machen“ ein Filmnachmittag mit anschließender Diskussion statt. Gezeigt wurde die Dokumentation „Wie eine Ideologie in die moderne Welt kam“ von John A. Kantara.
Der Film beleuchtet in sieben Kapiteln die Entwicklung des Rassismus von 1449 bis in die Gegenwart. Er zeigt, wie im 15. Jahrhundert die Ideologie der weißen Überlegenheit entstand – ausgehend von Pogromen gegen Juden und Muslime in Toledo, Spanien. Mit der kolonialen Expansion Europas, 80% der Welt kolonialisierte, wurde Rassismus zur zentralen Rechtfertigung für Unterdrückung, Besatzung, Landraub, Kunstraub und andere Formen der Ausbeutung. Diese Ideologie prägte nicht nur das Verhältnis zu den kolonisierten Gebieten in Afrika, Asien und Amerika, sondern auch das Selbstverständnis der europäischen Gesellschaften: mit der Behauptung, dass Europa zivilisiert sei, wurde Brutalität gerechtfertigt.
Die Dokumentation machte eindrücklich deutlich, dass der Reichtum Europas auf Raub, Versklavung und kolonialer Ausbeutung basierte – Strukturen, die bis heute nachwirken. Sie thematisierte den Diebstahl der britischen Kronjuwelen aus Indien sowie die zerstörerischen Folgen antisemitischer Hetze über Jahrhunderte hinweg. Darüber hinaus wurden die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992 sowie die weltweiten „Black Lives Matter“-Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im Jahr 2020 behandelt.
Im Anschluss diskutierten wir darüber, wie tief auch wir – selbst als Menschen, die sich aktiv dagegenstellen – von der Geschichte des Rassismus geprägt sind. „Ein Kind wird nicht als Rassist geboren, sondern zum Rassisten gemacht“, schrieb der französische Psychologe Tahar Ben Jelloun. Nach dem Holocaust wollten Deutsche – in Ost und West – es anders machen, doch die Ignoranz gegenüber kolonialen Prägungen besteht weiter. Wir fragten uns: Inwiefern haben wir – nicht nur rechtsextreme Gruppen – rassistische Ideologien verinnerlicht? Warum gibt es zu wenig Aufklärung über die rassistische Gewalt des NSU sowie über die Anschläge in Halle und Hanau? Warum wird die brutale Gewalt an Europas Außengrenzen vielfach gerechtfertigt?
Die aktuellen Debatten über Migration zeigen, wie relevant diese Fragen heute sind. Es wird sogar diskutiert, Menschen unter bestimmten Bedingungen die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen – eine Praxis, die historisch diejenigen traf, die nicht als „deutsch genug“ galten.
Gemeinsam überlegten wir, wie wir uns noch bewusster gegen institutionellen Rassismus engagieren können. Die Würde des Menschen ist unantastbar – doch was tun wir konkret, damit dieses Grundrecht wirklich für alle gilt?