Würdigung für ein langes, erfolgreiches Arbeitsleben

Es war ein ganz besonderer Anlass, der am 20. Juli zahlreiche Freund*innen, Kolleg*innen und Weggefährt*innen von Filiz Öncel im Garten des AWO Begegnungszentrums versammelte. Nach fast 40 Jahren im Dienst der AWO wurde Filiz Öncel vom AWO-Begegnungszentrum in der Kreuzberger Adalbertstraße in den Ruhestand verabschiedet.

Vor vielen ehemaligen und aktuellen Kolleg*innen des Hauses, befreundeter Projekte und des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg würdigte der AWO-Kreisvorsitzende, Christian Meyerdierks die Verdienste von Filiz Öncel, die in den letzten dreißig Jahren Pionierarbeit bei der interkulturellen Öffnung der Gemeinwesenarbeit für ältere Migrant*innen geleistet hat. Dem konnte sich Anke Otter-Beaujean, Fachreferentin Migration im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt Berlin nur anschließen, die ebenso mit großer Wertschätzung vom Einsatz von Filiz Öncel für die interkulturelle Öffnung sozialer Dienste und soziokultureller Angebote und der vorbildlichen Kooperation und Innovation in der Zusammenarbeit mit Land und Bezirken sprach. Beide Laudatoren versuchten, einen Überblick über diese Lebensleistung zu bieten, was angesichts von fast 40 Jahren Arbeitsleben eine Herausforderung war.

Filiz Öncel hat seit 1983 bei der AWO gearbeitet. Als Sozialarbeiterin arbeitete sie zunächst bis 1994 in der AWO-Beratungsstelle in der Adalbertstraße. Als Türk Danıș bekannt und geschätzt, war diese Migrationssozialberatung wichtige Begleitung für die erste Generation Eingewanderter.

1994 wurde aus der Beratungsstelle das AWO Begegnungszentrum in der Adalbert-straße. Die Angebote des Hauses erfuhren eine Ausdehnung auf die Zielgruppe „ältere Migrant*innen“ und wurden bald ein Leuchtturm in Berlin.

Schon 1994 wurden Senior*innengruppen in Kreuzberg, Wedding und Spandau gegründet und ab 1995 hatte das Begegnungszentrum eine Stelle für Gemeinwesenarbeit, die ganz neue Möglichkeiten eröffnete. Ben Eberle der Leiter des AWO-Begegnungszentrums erinnert sich: „Aus heutiger Sicht, wo der Zugang zu Senior*innenangeboten viel selbstverständlicher ist für Menschen mit Migrationshintergrund, kann man sich kaum vorstellen, wie ungewöhnlich die Angebote waren und wie groß die Widerstände waren. Es waren wirklich dicke Bretter.“

Seit Beginn der Arbeit mit älteren Migrant*innen 1994 entwickelte sich eine enge Kooperation mit den zuständigen Einrichtungen des Bezirksamtes (Bereich Stadtteil- und Seniorenangebote), Filiz Öncel war mit kreativen und innovativen Ansätzen und Beiträgen immer ein Motor dieser Zusammenarbeit. Es wurden regelmäßige Treffen zwischen älteren Menschen deutscher und nichtdeutscher Herkunft organisiert und gemeinsam Feste gefeiert. Was Anfang der neunziger Jahre fast nur mit deutschen und türkischen Senioren stattfand, hat sich inzwischen auf viele andere Migrant*innengruppen ausgedehnt, so berichtet Marion Dörner vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg über die Entwicklung der gemeinsamen Arbeit.

In vorbildlicher Kooperation mit den Senioreneinrichtungen des Bezirks, beginnend mit der Begegnungsstätte für Menschen mit Lebenserfahrung Falckensteinstraße, wurden innovativ verschiedene interkulturelle Feste entwickelt, die heute schon legendär sind, wie Treffpunkt der Kulturen, Fasching, Zumba trifft Bollywood, Grillpartys und vieles mehr.

Weitere Meilensteine des unermüdlichen Einsatzes von Filiz Öncel waren 2001 die Begründung einer engen Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Kulturverein in Berlin und die Organisation von Kunstseminaren mit älteren Migrant*innen in Zusammenarbeit mit der HdK und dem Museum Europäischer Kulturen. 2006 gehörte Filz Öncel zu den Mitbegründerinnen des Netzwerks Kulturarbeit für ältere Migrant*innen. Im Netzwerk Gesundheit- Pflege- Kultur wurden Informationen und Aufklärung in türkischer Sprache organisiert. Seit 2008 gibt es die Aktionsreihe Buntes Kreuzberg, die mit Orient meets Okzident startete und jedes Jahr neue kreative Ideen hat, wie zum Beispiel Buntes Kreuzberg putzt sein Zuhause.

Ebenfalls 2008 startete interkulturelle Veranstaltungsreihe mit Herbstball – mit Musik aus aller Welt. 2011 startete im Frauenmärz die Reihe Frauen in Bewegung. Der interkulturelle Ansatz von Angeboten wurde 2012 auf Filiz Öncels Initiative inklusiv erweitert mit Zumba trifft die Welt – Für Menschen aller Nationalitäten und jeden Alters, mit und ohne Behinderung.

2013 wurde mit Plötzlich Sprachlos – Sprachverlust nach Schlaganfall ein Angebot entwickelt, das sich an ehrenamtliche Multiplikator*innen richtet, für die Deutsch nicht Muttersprache ist. Zu den noch jüngeren bunten Angeboten gehören seit 2017 Sommerkonzerte mit Picknickkorb oder die offene Schreibgruppe-Einmal um den Block oder der Flamenco – Sevillana Tanzkurs. Inzwischen fest etabliert ist das Kochprojekt Zusammen is(s)t man weniger allein! in der Markthalle IX.

Dass der Einsatz von Filiz Öncel für die Öffnung der Senior*innenangebote für ältere Migrant*innen sehr erfolgreich war, zeigte die Anwesenheit vieler Senior*innen aus den verschiedenen Gruppen des Begegnungszentrums, die mit einem kleinen Geschenk oder einer künstlerischen Darbietung Danke sagen wollten.

Filiz Öncel hinterlässt Nachfolgenden tiefe Spuren aber auch fruchtbaren Boden für das Gestalten eines solidarischen Miteinanders.

Respekt und Dankeschön für eine solche Lebensleistung und alle guten Wünsche für den nächsten Lebensabschnitt prägten diesen unvergesslichen Nachmittag.